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AutorenbildJürg C. Bächtold

*Meine Gedanken zum Feuerball*

Der Event war ein voller Erfolg. Etwa 1000 Zuschauer waren in dieser lauen Spätsommer-Nacht beim Öffnen des 1280 Grad heissen Ofen zugegen. Es war ein wirklich einmaliges Erlebnis. Ich begann mit ganz kleinen Brennerflammen am Vorabend etwa um 19 Uhr mit dem Aufheizen. Das musste ich sehr vorsichtig in Angriff nehmen. War doch die Kugel vermutlich noch nicht vollkommen trocken, jedenfalls war ich mir nicht ganz sicher.


Ofenhälften mit Rädchen versehen, so war es möglich die beiden Ofenhälften zu öffnen

Also sass ich die ganze Nacht neben dem Ofen achtet mich auf die Temperaturanzeige des Pyrometers.

Die Flammen züngelten nur bei jedem zweiten Brenner schwach in den Ofenraum. Die ganze Nacht schraubte ich an den Ventilen herum. Ja kein zu schneller Anstieg der Temperatur. Nur etwa 1 Grad in 2 Minuten. Erst am nächsten Morgen getraute ich mich pro Minute um ein Grad zu erhöhen. Am Morgen kam ein mässiger Wind auf, der das Steuern der Flammen auch nicht gerade vereinfachte. Gegen Mittag trudelten die ersten Zuschauer ein.


Gott sei Dank war es ein wunderschöner warmer ja, fast heisser Sommertag. Strahlend blauer Himmel,

praktisch Wolkenlos.

Skizze des 10'000 Liter Ofens und der Flammenführung

Das kann ja nur gut kommen, sagte ich mir.

Also schraubte ich weiter an den Ventilen der Brenner und Gasflaschen. Ich öffnete die Abdeckungen der Abzüge um sie alsbald wieder etwas zu schliessen.


Ich regelte so die Ofenatmosphäre, ich wollte keine zu starke Reduktion da sonst die Temperatur nicht weiter stieg. Es war ein ewiges Regulieren der Brenner und der Abzüge. Ich bewegte mich immer um den Ofen herum. Endlich so gegen 21.30 Uhr hatte der Ofen eine Temperatur von etwa 1280 Grad erreicht. Ich denke kurz vor 22 Uhr war es dann so weit.

Ofen bei etwa 1180 Grad gut zu sehen die Abzugs-Öffnungen auf der Ofenkuppel, sowie die Brennerpforten

Ich schloss die

10 Ventile an den Gasflaschen. Plötzlich war es still, die 10 Brenner machten doch einen Heidenlärm. Ich entfernte sämtliche Gasbrenner rund um den Ofen und stellte sie mit den



vielen Schläuchen beiseite. Ich wollte beim Oeffnen der beiden Hälften keineswegs stolpern, das hätte wohl bei der herrschenden Hitze fatale Folgen gehabt. Es herrschte rund um den Ofen eine infernale Hitze. Einige Male musste ich mich etwas entfernen, trotz dem feuerfesten Mantel. Ich kappte die Drähte, die die beiden Ofenhälften zusammen hielten mit einer Kneifzange. Dann versuchte ich die Hälfte, die mit Rädern versehen waren und auf Stahlschienen rollten, wegzuziehen. Es war etwas schwierig, denn durch die extreme Hitze klebten die Keramik Fasermatten etwas zusammen. Ich schaffte es dann trotz allem. Nach der ersten Hälfte folgte die Zweite.



Meine Tochter Nora beim Feuertanz vor dem halb geöffneten Ofen

Die Kugel stand in Weissglut frei in der Nacht. Der Anblick war fantastisch, einmalig. Rundherum tosender Applaus. Was niemand der Zuschauer mit bekam, war mein Schock, als ich feststellen musste, dass der Spalt der Kugel mindesten 6 - 8 cm breiter war als vor dem Brand.



Die Kugel steht im Freien mit nahezu 1280 Grad

Für mich ein Faustschlag in meinen Bauch. Ich fragte mich, warum, was ist passiert? Nach etwa 15 Minuten schloss ich dann den Ofen wieder um die Kugel langsam abkühlen zu lassen

Am Montag fuhr ich zum KKL und öffnete den Offen.


Ich wollte wissen was passiert war. Warum der Spalt sich öffnete und breiter wurde.


Die Aussenhaut der Kugel war ohne Risse geblieben. Alles bestens. Dann stellte ich fest, dass bei zwei Stützen die Aussenhaut etwas eingebeult war. Ich hatte diese zwei Stützen falsch platziert.

Anstatt die Stützen bei den Rohren zu platzieren

hatte ich sie leider nur auf der Aussenwandung platziert, also da, wo dahinter ein Hohlraum war. Obwohl die Aussenwand eine Stärke von etwa 2 cm aufwies, sank die Aussenhaut an dieser Stelle durch die enorme Hitze etwas ein.

Der Ton wurde also weich. Da ja die Kugel 10% schwindet, das heisst 17 cm kleiner wurde und an den besagten Stellen auf den Stützen hängen blieb, wirkte der eingebaute Spalt wie eine Sollbruchstelle. Der Spalt wurde dadurch breiter und folglich war das Resultat, dass die Kugel nicht mehr rund war. Ich inspizierte die Innenseite der Kugel und stellte einige etwa knapp 1cm breite Risse fest. Ich dachte zuerst daran, die Risse mit Sikadur (ein Zweikomponenten Kleber) zu reparieren. Schlussendlich entschloss ich mich allerdings, die Kugel von den Stützen herunter zu nehmen. Vermutlich wird die Kugel dadurch in zwei Teile brechen. Ich nahm das in Kauf, die Kugel war ja keine perfekte Kugel mehr. Diesen Fehler konnte ich nicht akzeptieren. Ich entfernte also die Keile.

An Grenzen gehen, Grenzen akzeptieren


Die Kugel stand da auf dem Boden in voller Grösse. Nach einigen Minuten hörte ich ein leises Knistern das lauter wurde und die Kugel brach schliesslich in zwei Teile. Irgendwie war ich etwas frustriert aber trotzdem froh, dass ich mich dazu entschieden hatte. Später organisierte ich zwei Stahlseile. An die Enden der Seile lötete ich je eine Stahlstange mit Gewinde. Ich fädelte die Seile durch die Rohre übers Kreuz und zog die beiden Kugelhälften mit großen Unterlags-Scheiben und grossen Muttern zusammen.


Die beiden Kugelhälften mit Stahlseilen, Schrauben und grossen Muttern über das Kreuz zusammengezogen.








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